Faszientraining

Muskel und Bindegewebe (Faszien) bilden eine funktionelle Einheit. Die Muskeln können sich zusammenziehen und so den Körper bewegen. Damit diese Bewegung aber sauber auf Gelenke und Knochen in näherer und weiterer Entfernung übertragen wird, braucht es das Bindegewebe. Heute spricht man in diesem Zusammenhang von Faszien. Gemeint sind Sehnen, Bänder, Menisken, der äussere Faserring der Bandscheiben, Sehnenplatten (z.B. an der Fusssohle, im unteren Rücken oder im Nacken) aber auch die feinen Bindegewebe, die jede Muskelfaser, jedes Muskelbündel und jeden Muskel im Ganzen in dreidimensionaler Faserrichtung umgeben und durchdringen und ihn mit seinen Nachbarn verbinden. Faszien umgeben auch die inneren Organe (z.B. den Herzbeutel, das Brustfell) und kleiden Brust und Bauchhöhle aus. Sie halten damit die Organe an deren Platz und ermöglichen deren eigene Bewegung wie z.B. Herzschlag oder Darmperistaltik gegenüber der Nachbarschaft. Sie ermöglichen aber gleichzeitig angepasstes Mitbewegen bei körperlicher Bewegung und zurückfinden in die Ausgangsstellung (Drehung des Oberkörpers, Umkehrstellungen im Yoga).

Dieses Bindegewebe lässt sich mit wenigen grundsätzlichen Elementen trainieren. Es lässt sich bis ins hohe Alter geschmeidig, elastisch, jugendlich und gleichzeitig sehr belastbar erhalten, wo dies nötig ist. Es gilt das Prinzip: use it or loose it (gebrauche es oder verliere es). Bei zu wenig Bewegung wird das Gewebe steif und verfilzt.

Das Faszientraining ersetzt nicht die bisherigen Konditions-, Herz-Kreislauftrainings, Krafttrainings und Üben von Koordination und Gleichgewicht. Es ist aber eine wertvolle Ergänzung und kann bei entsprechender Kenntnis der Grundprinzipien dort eingebaut werden.

Neueste Forschungen haben ergeben, dass Faszien eine Unzahl von Wahrnehmungsrezeptoren beherbergen für Druck und Zug, für Vibration aber auch für Schmerz. Zur Zeit wird geforscht, inwiefern Faszien und deren Rezeptoren bei therapieresistenten Schmerzsyndromen „schuldig“ sein könnten.